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Hommage an Anna Magnani:Mamma RomaBuch und Regie: Pier Paolo Pasolini Italien 1962 Als ihr Zuhälter und Vater ihres Kindes eine andere Frau heiratet, versucht „Mamma Roma“ (Anna Magnani) die Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein neues Leben anzufangen: Sie zieht mit ihrem 16-jährigen Sohn, der auf dem Land in einem Internat aufgewachsen ist, in eine bürgerliche Gegend und betreibt einen Gemüsestand. Das neue gemeinsame Leben entpuppt sich als spannungsgeladener als geplant, und plötzlich erscheint auch der Zuhälter Carmine wieder, inzwischen von seiner neuen Frau getrennt, und stellt sie vor ein Ultimatum. Wir zeigen den großartigen Klassiker Mamma Roma in restaurierter Fassung als zweifache Hommage: zum 50. Todestag der unvergleichlichen Anna Magnani, die hier eine ihrer eindrucksvollen Rollen spielte, und zum 101. Geburtstag von Pier Paolo Pasolini.
In Mamma Roma ist die Protagonistin die reine Verkörperung des städtischen Subproletariats mit ländlichem Ursprung. Sie beherrscht perfekt die Regeln und Gesetze der Unterschicht, die ewig am Rand lebt; und gleichzeitig hat sie eine verzweifelte Sehnsucht nach der Mitte: nach dem Leben der Reichen, der Guten, der „Weißen“. In ihrem subproletarischen Elend und kleinbürgerlichen Ideal sollte es für sie eigentlich kein Licht geben. Stattdessen führt die Liebe zu ihrem Sohn, einem unehelichen Kind, einem zarten Spross armer Leute, sie trotz allem zu einer Erfahrung, die über die Normen ihres Schicksals hinausgeht. Sie wächst über ihr Schicksal hinaus und gelangt sogar zu einem moralischen und sozialen Gewissen, das zwar nur ein Schrei ist, aber ein Schrei, der, wie ich hoffe, die Massen von Millionen glückseliger Angehöriger der oberen „Klassen“ aufregen und verstören wird.
Mamma Roma basiert auf einer wahren Begebenheit: dem tragischen Tod eines jungen Häftlings im römischen Gefängnis Regina Coeli, der an ein Bett gefesselt war. Aus dieser Nachricht konstruiert Pasolini eine elliptische und metaphorische Geschichte, deren Protagonisten demselben Milieu angehören wie die von Accattone, seinem vorherigen Film, die aber in einem Moment gezeigt werden, in dem sie versuchen, einen Schritt weiter zu gehen, angezogen von der Möglichkeit einer für sie unmöglichen Befreiung. Mamma Roma wünscht sich für ihren Sohn etwas, wovon Accattone nicht einmal träumen konnte (eine Arbeit, ehrliche Freunde, einen religiösen Glauben), aber in ihrer Hingabe macht sie – aus einem Überschuss an Liebe – alles falsch.
Pier Paolo Pasolini (1922 – 1975). Nach dem Studium der Kunstgeschichte an der Universität von Bologna ist er als Volksschullehrer im Ort Casarsa im Friaul tätig. 1950 zieht er nach Rom, wo er als Romanautor (Ragazzi di vita, 1955) und politischer Essayist zu arbeiten beginnt. Anfang der 1960er Jahre beginnt mit Accattone, Mamma Roma, Il Vangelo secondo Matteo seine Arbeit als Filmregisseur. Weitere Filme: Uccellacci e uccellini (1966), Edipo Re (1967), Teorema (1968), Porcile (1969), Medea (1969), Il Decameron (1971), I racconti di Canterbury (1972), Il fiore delle Mille e una notte (1974). Sein letzter Spielfilm entstand in seinem Todesjahr: Le 120 giornate di Sodoma. Unsere Filme in Bonn:Il bambino nascosto - Das versteckte Kind Beata te - Der Erzengel und ich |