Volevo nascondermi

Ich wollte mich verbergen

Regie: Giorgio Diritti
Drehbuch: Giorgio Diritti, Tania Pedroni, Fredo Valla
Kamera: Matteo Cocco
Schnitt: Paolo Cottignola, Giorgio Diritti
Ausstattung: Ludovica Ferrario, Alessandra Mura
Musik: Marco Biscarini, Daniele Furlati
Produktion: Carlo Degli Esposti, Nicola Serra für Palomar, Rai Cinema
Darsteller: Elio Germano (Antonio Ligabue), Leonardo Carrozzo (Ligabue als Kind), Pietro Traldi (Martino Mazzacurati), Orietta Notari, Andrea Cherpelli, Denis Campitelli

Italien 2020
120 Minuten, OmU

Cinema!Italia! Cinema!Italia!

Antonio Ligabue war mit seiner naiven und einfallsreichen Malerei ein Ausnahmekünstler des frühen 20. Jahrhunderts. Er malte Tiger, Gorillas und Jaguare und verpflanzte sie in die typisch norditalienische Landschaft mit Pappeln am Po-Ufer, wo er jahrelang in einer kleinen Hütte lebte. Nach schwierigen Jugendjahren als unehelicher Sohn einer italienischen Emigrantin in der Schweiz kommt Antonio 1919 nach Italien in das kleine Dorf Gualteri. Als Außenseiter ist er ganz auf sich selbst gestellt, leidet unter Hunger und Kälte. Schließlich beginnt er zu malen, um so die Zeit und die Angst zu besiegen. Nach einer Begegnung mit dem Bildhauer Marino Mazzacurati spürt er, dass die Kunst der einzige Weg ist, seine Identität zu finden.
Die eindringliche Darstellung von Ligabues außergewöhnlichen Lebensumständen und ein starker Hauptdarsteller machen Volevo nascondermi zum authentischen und visionären Porträt. Bei der Berlinale 2020 erhielt Elio Germano für seine bravouröse schauspielerische Leistung einen Silbernen Bären.

Cinema!Italia! Cinema!Italia!

Volevo nascondermi ist auch ein Film über Andersartigkeit. Antonio Ligabue, der damals und heute noch oft als verrückt bezeichnet wird, war ein Mensch, dem es gelang mit einer großen Gabe in seiner Malerei, einen ganz originellen Blick auf die Wirklichkeit darzustellen. In seinen Bildern erzählt er das Leben als einen ständigen Kampf, um nicht unterzugehen, und man spürt einen starken Wunsch nach Befreiung. In seinen Selbstporträts blicken die Augen den Betrachter fragend an und scheinen um Anerkennung und Zuneigung zu bitten. Ligabue wollte sich immer verstecken und zugleich ausbrechen, Ein solches Leben darzustellen hat mich als Filmemacher sehr gereizt.
Giorgio Diritti

Zweifellos einer der schönsten italienischen Filme des Jahres. Angesichts des Genies und der Krankheit des 1965 verstorbenen Malers, wählt Giorgio Diritti nicht den einfachen Weg, indem er das eine mit dem anderen erklärt und so die Malerei auf eine Metamorphose des Wahns beschränkt. Was beeindruckt ist nicht der Mensch, der versucht sein Leid mit der Malerei zu überwinden, sondern ein Mensch, der einen unglaublichen inneren Reichtum ausdrückt. Ligabue bleibt sich selbst und den anderen fremd und hat dennoch den tragischen und gleichzeitig glänzenden Wunsch, dem Leben anzugehören, indem er das Leben selbst belebt, in erster Linie die Tiere, die er malt, als ob er sie nicht nur von außen sondern besonders von innen kennen würde. Die schauspielerische Leistung von Elio Germano ist erstaunlich. Sein Ligabue beschränkt sich nicht darauf, einen Tiger, Hahn oder Leoparden zu malen, sondern er wird selbst zum Tiger, Hahn oder Leopard, als ob er sie nicht auf Leinwand, sondern auf sein Gesicht und seinen Körper malen würde.
Roberto Escobar, Il Sole 24 Ore

Giorgio Diritti (1959, Bologna) arbeitet zunävhst als Regieassistent bei verschiedenen italienischen Regisseuren und studiert an der Filmschule „Ipotesi Cinema“, die von Ermanno Olmi gegründet wurde. 1990 liefert er sein Regiedebüt mit dem Kurzfilm Cappello da marinaio. 2005 macht er mit dem Film Il vento fa il suo giro/Der Wind zieht seinen Weg auf sich aufmerksam, der den Publikumspreis der Cinema Italia-Tournee 2006 gewinnt. Es folgen L’uomo che verrà (Cinema Italia 2011), Un giorno devi andare (2013) e Volevo nascondermi, ausgezeichnet mit dem Silbernen Bären der Berlinale 2020.