LA DEA FORTUNA

DIE GÖTTIN FORTUNA

Regie: Ferzan Özpetek
Drehbuch: Gianni Romoli, Silvia Ranfagni, Ferzan Özpetek
Kamera: Gian Filippo Corticelli
Schnitt: Pietro Morana
Ausstattung: Giulia Busnengo
Musik: Pasquale Catalano
Produktion: Tilde Corsi, Gianni Romoli für R&C Produzioni, Faros Film
Darsteller: Stefano Accorsi (Arturo), Edoardo Leo (Alessandro), Jasmine Trinca (Annamaria), Serra Yilmaz, Filippo Nigro

Italien 2019
118 Minuten, OmU
Untertitelung finanziert durch Ministero degli Affari Esteri e della Cooperazione Internazionale (Rom)

Cinema!Italia! Cinema!Italia!

Alessandro und Arturo sind ein festes Paar. In dem weltoffenen römischen Stadtteil Ostiense ist eine schwule Beziehung etwas ganz Normales. Und doch kriselt es: Der attraktive Alessandro verdient die Brötchen als Klempner und ist Seitensprüngen nicht abgeneigt; Arturo arbeitet als Übersetzer, wäre lieber Schriftsteller und neigt zur Frustration. In die festgefahrene Alltagsroutine kommt Bewegung, als plötzlich Annamaria auftaucht, Alessandros Ex aus einem früheren Lebensabschnitt, und alleinerziehend. Wegen eines Krankenhausaufenthalts bringt sie ihre beiden Kinder bei Alessandro und Arturo unter. Das stellt alle Beteiligten vor völlig neue Herausforderungen…
Wie kann eine Regenbogenfamilie funktionieren, die nicht dem klassischen Mutter-Vater-Kind-Klischee entspricht? Ferzan Özpeteks charmante und warmherzige Komödie mit queerem Touch macht Mut. Und im Hintergrund mischt die Göttin Fortuna mit.

Cinema!Italia! Cinema!Italia!

Ich wollte von zwei Menschen erzählen, die schon lange zusammen sind und kurz davorstehen, sich zu trennen, weil die Zeit der Leidenschaft vorbei ist. Dass es sich hierbei um zwei Männer handelt, ist eigentlich unwichtig, es hätten genauso gut ein Mann und eine Frau oder zwei Frauen sein können. Mich faszinierte gerade die Vorstellung, dass sich eine Beziehung nach dem Ende der Leidenschaft verändern und zu einer neuen Art des Zusammenlebens werden kann. Ich denke, dass das Thema viele Paare angeht, unabhängig von der sexuellen Orientierung. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, in dem Wechselspiel zwischen Komödie und Tragödie, Lachen und Weinen, einige Zweifel zu bereinigen, die mich vor einem Jahr befielen. Mein Bruder war schwer krank und seine Frau bat mich darum, dass mein Lebensgefährte und ich uns um die zwei Kinder kümmern sollten, wenn auch ihr etwas zustoßen sollte. Diese Bitte löste in mir eine Welle aus Angst, Sorgen und Zweifel an meinen Fähigkeiten aus, und hat mir eine Gefühlswelt gezeigt, die ich nicht kannte. Der Film war meine Art, diesen Zweifeln und Gefühlen nachzugehen, um diese sehr persönlichen Fragen zu beantworten.
Ferzan Özpetek

Achtzehn Jahre nach seinem großen Hit Le fate ignoranti/Die Ahnungslosen kehrt Ferzan Özpetek mit seinem dreizehnten Film gewissermaßen zu den Ursprüngen zurück. Der Film ist stimmig. Er ist stimmig, weil er das bunte, klassenübergreifende, (teilweise) multiethnische und (völlig) multigeschlechtliche Rom wiederfindet, mit dem sich der Regisseur etabliert hatte. Er ist stimmig, weil er seine Botschaft für zwar schwierige, oft auch disfunktionale, aber zu gegenseitiger Liebe fähige Regenbogenfamilien publikumstauglich macht. Ferzan Özpetek findet in diesem für ihn so typischen Mix aus verrückten Partys, Musik, Tanz und einer solidarischen Nachbarschaft eine Leichtigkeit wieder, die in den letzten Filmen verloren schien.
Teresa Marchesi, Huffington Post

Özpetek bringt Wärme und Farbe in die Geschichte, wobei er das gut ausgewählte Ensemble mit sicherer Hand führt. Edoardo Leo und Stefano Accorsi sind sehr glaubwürdig, menschlich und attraktiv. Während uns im Hintergrund eine rätselhafte Schicksalsgöttin daran erinnert, dass das Leben vom Zufall abhängt und man es am besten mit Anmut „durchtanzt“.
Alessandra Levantesi, La Stampa


Ferzan Özpetek (*1959 in Istanbul) zieht 1976 nach Rom, um an der „Università La Sapienza all’Accademia d’Arte Drammatica“ zu studieren. Danach wendet er sich dem Kino zu, zunächst als Assistent bei Filmen von Massimo Troisi, Maurizio Ponzi und Ricky Tognazzi. Sein Regiedebut ist 1997 Il bagno turco, gefolgt von Harem (1999), Le fate ignoranti (2001, La finestra di fronte (2003), Cuore sacro (2005), Saturno contro (2007), Un giorno perfetto (2008), Mine vaganti (2010), Magnifica presenza (2012), Allacciate le cinture (2014), Rosso Istanbul (2017), Napoli velata (2017) und La Dea Fortuna (2019). Mehrere seiner Filme laufen mit Erfolg auch in Deutschland in den Kinos. Er dreht außerdem Videoclips und hat drei Romane veröffentlicht.