Indivisibili

Unzertrennlich

Regie: Edoardo De Angelis
Drehbuch: Nicola Guaglianone, Barbara Petronio, Edoardo De Angelis
Kamera: Ferran Paredes Rubio
Schnitt: Chiara Griziotti
Ausstattung: Carmine Guarino
Musik: Enzo Avitabile
Produktion: Attilio De Razza, Pierpaolo Verga für Trump Limited, O’ Groove
Darsteller:  Angela Fontana (Viola), Marianna Fontana (Dasy), Antonia Truppo (Titti), Massimiliano Rossi (Peppe), Tony Laudadio (Nunzio), Marco Mario De Notasi, Gaetano Bruno

Italien 2017
102 Minuten, OmU

Cinema!Italia! Cinema!Italia!

Viola und Daisy sind 18, musikbegabt – und  siamesische Zwillinge, die an der Hüfte zusammengewachsen sind. In ihrem Heimatort Castel Volturno bei Neapel werden sie als glückbringendes Wunder der Natur verehrt. Ihr zwielichtiger Vater nutzt ihr Talent aus, indem er sie an kirchlichen Zeremonien teilnehmen und auf Hochzeiten und Festen sentimentale Schlager singen lässt. Mit ihren Auftritten ernähren sie die ganze Großfamilie. Das geht so lange gut, bis Viola sich eines Tages verliebt und die Zwillinge herausfinden, dass sie mit einer Operation getrennt werden könnten. Doch Eltern, Verwandte, Mitbürger, sogar die katholische Kirche, alle sehen auf einmal ihre Interessen bedroht …

Ein ungewöhnlicher Film mit hypnotischer Bildsprache, zwischen krassem Realismus und Surrealismus, der untergründig auch komplexe Themen wie Identität und Individualität verhandelt. Nominiert für nicht weniger als siebzehn nationale Filmpreise „David di Donatello“, wurde Indivisibili am Ende sechsmal ausgezeichnet. Viola und Daisy werden von den realen Zwillingsschwestern Angela und Marianna Fontana kongenial verkörpert.

Cinema!Italia! Cinema!Italia!

Indivisibili ist ein Film über das Thema der Trennung und über den Schmerz, den sie mit sich bringt. Die Grundidee ist, dass man sich manchmal weh tun und auf einen Teil von sich verzichten muss, um sich weiterentwickeln zu können. Ich habe nach einem Bild gesucht, um dieser Idee Ausdruck zu verleihen, und habe die siamesischen Zwillinge gefunden. Sie sind schön, aber gezeichnet von ihrer Behinderung. So sehe ich die Welt: ein labiles Gleichgewicht aus Schönheit und Hässlichkeit. Aus diesem Grund bin ich nach Castel Volturno zurückgekehrt. Indivisibili beginnt dort, wo mein voriger Film, Mozzarella Stories, endete. Diese Umgebung ist das zerrissene Symbol einer vergangenen Schönheit, der Käfig, aus dem die beiden Protagonistinnen verzweifelt ausbrechen wollen.
Edoardo De Angelis

Mehr noch als in seiner Geschichte besteht die Stärke des Films Indivisibili in der Präsenz von Angela und Marianna Fontana, die seit jeher so eng verbunden sind und ihre Gefühle und Freuden ebenso miteinander teilen wie ihre Gedanken und Wünsche. Es sind ihre urtümlichen Gesichter und ihr gleichzeitig kindlicher, grober und geradliniger Dialekt. Es ist der Kontrast der Einfachheit ihrer Träume und der erbarmungslosen Hässlichkeit ihrer Umgebung: schmutzige Strände, verwaiste Boote, riesige einsame Wohnblocks. Die authentische Umgebung, die kein Drehbuchautor sich treffender ausdenken könnte, ist eine der Gemeinsamkeiten von Edoardo De Angelis‘ ausdrucksstarkem Film und seinem eindeutigen Vorgänger, Marco Ferreris Klassiker La donna scimmia (Die Affenfrau) von 1964. Es ist eine bewusste Bezugnahme, in deren Zuge der Regisseur sogar eine seiner Figuren Marco Ferreri nennt.
Fabio Ferzetti, Il Messaggero

Mit seiner verzweifelten und bewegenden Geschichte, mit seiner erzählerischen Energie und seinen beiden Hauptdarstellerinnen, deren Augen einen nicht mehr loslassen, kann man Indivisibili nur schwer wieder vergessen. Der Film ist intensiv und ausdrucksstark und lässt seine Zuschauer förmlich an der Leinwand kleben. Auch das kann italienisches Kino sein.
Luca Vinci, Libero

Edoardo De Angelis (1978, Neapel). Nachdem er zunächst Wasserballspieler war, nähert er sich dem Kino als Regisseur einiger Kurzfilme. 2006 macht er mit dem Kurzfilm Mistero e passione di Gino Pacino seinen Abschluss am „Centro Sperimentale di Cinematografia“ in Rom. 2011 dreht er mit Mozzarella Stories seinen ersten abendfüllenden Spielfilm. Es folgen Perez (2014) und Indivisibili (2017), der 17x für den David di Donatello nominiert wurde.