L’INTERVALLO

DIE PAUSE

Eine Vorstadt von Neapel: Salvatore ist 15 und verkauft auf der Straße Eis und Getränke. Eines Tages bittet ihn einer der Camorra-Gangster des Viertels um einen  Gefallen: er soll auf ein Mädchen aufpassen, das von der Camorra in einem  verlassenen Gebäude festgehalten wird.  Salvatore begreift sofort, dass man einer solchen „Bitte“ besser Folge leistet. Und so spielt er einen Tag lang Gefängniswärter für die 17jährige Veronica, von der er gar nicht weiß, was sie eigentlich getan hat. Trotz gegenseitigen Misstrauens kommen die beiden Jugendlichen sich im Lauf des Tages näher. Sie reden, erfinden Spiele, das riesige baufällige Gebäude wird zum Abenteuerland. Doch beide wissen: die Gangster werden zurückkommen.

Das Spielfilmdebut von Leonardo di Costanzo wurde beim Filmfestival von Venedig 2012 mit dem Preis der internationalen Filmkritik ausgezeichnet. Es ist die zutiefst bewegende Geschichte zweier jugendlicher Außenseiter, die sich für einen Tag aus einer Realität fortträumen, die vollständig vom Zugriff der Camorra beherrscht zu sein scheint. Ein Film, der noch lange nachwirkt.

Regie: Leonardo Di Costanzo
Drehbuch: Maurizio Braucci, Mariangela Barbanente, Leonardo Di Costanzo
Kamera: Luca Bigazzi
Schnitt: Carlotta Cristiani
Ausstattung: Luca Servino
Musik: Marco Cappelli
Produktion: Carlo Cresto-Dina, Tiziana Soudani für Tempesta, Amka Film Productions
Darsteller: Francesca Riso (Veronica), Alessio Gallo (Salvatore), Carmine Paternoster, Salvatore Ruocco, Antonio Buil, Jean-Yves Morard

Italien 2012
90 Minuten, OmU

Cinema!Italia! Cinema!Italia!

L’intervallo ist mein erster Spielfilm, vorher hatte ich nur Dokumentarfilme gedreht. Aber auch diese Geschichte ergibt sich aus einem starken Interesse an der Realität. Auch für diesen Film habe ich, wie bei einem Dokumentarstreifen, damit begonnen, zu beobachten und zuzuhören. Ich habe die Treffpunkte der Jugendlichen besucht, habe mich an ihren Orten aufgehalten. Und das Drehbuch war eher als eine Art Handlungsskizze gedacht, präzise zwar, aber offen genug, um Raum für freie Interpretationen von Handlung und Figuren zu lassen. Außerdem stand von Anfang an fest, dass die beiden Hauptdarsteller keine Profis sein würden. Ich habe die Kamera möglichst diskret eingesetzt, um den Schauspielern den größtmöglichen Freiraum zu geben. All das, um eine Geschichte über Jugendliche zu erzählen. Eine Geschichte, in der es keine Erwachsenen gibt, oder in der die Erwachsenen außerhalb stehen, wahrgenommen als eine Bedrohung oder als eine Macht, die Regeln aufstellt, an die man sich halten muss. In diesem Fall sind es die Leute von der Camorra, die gleichzeitig bedroht und schmeichelt, und mit der sich jeder in Neapel irgendwie auseinandersetzen muss.
Leonardo Di Costanzo

Cinema!Italia!

Die größte Überraschung der Filmfestspiele von Venedig 2012 kommt aus Italien. Es ist das Spielfilmdebüt von Lorenzo Di Costanzo: L'intervallo, ein Film, für den ich sogar das Wort „Meisterwerk“ heranziehen würde. Auf den ersten Blick erscheint er leichtgängig und improvisiert, tatsächlich ist er aber punktgenau ausgearbeitet und das Ergebnis monatelanger Proben. Die Handlung spielt sich zwischen zwei grundlegend gegensätzlichen Polen ab. Auf der einen Seite steht die Fantasie zweier Jugendlicher, ihre Lebenslust, die ein baufälliges und leer stehendes Gebäude in eine Art Märchenwelt verwandelt, in dem ein mit Wasser vollgelaufener Keller zu einem Meer wird, ein verwilderter Garten zu einem Wald. Auf der anderen Seite steht der Druck der Realität, die der Logik der Bandenkriege und der Macht der Camorra folgt, einer Realität, in der nur das Gesetz des Stärkeren gilt. Zwischen diesen beiden so unverträglichen Welten müssen die beiden ihren Weg finden, der entweder aus Auflehnung oder aus Kompromissen bestehen wird, aus Freiheit oder aus Unterordnung. Das Ergebnis ist ein herausragender Film voller Ausdruckskraft und Zerrissenheit, voller Wahrheit und Gefühle, der alles in ein perfektes Gleichgewicht bringt und aus dem man völlig verzaubert und mit tausend Fragen im Kopf wieder herauskommt.
Paolo Mereghetti, Corriere della Sera

L’intervallo ist ein überwältigender Film. Leonardo Di Costanzo kommt vom Dokumentarfilm, was man an der Intensität und Dichte jedes einzelnen Bildes spüren kann, an jedem Wort der beiden jungen Darsteller Francesca Riso und Alessio Gallo, die hier ein Debüt voll rätselhafter Anmut geben.
Fabio Ferzetti, Il Messaggero

Leonardo Di Costanzo (1958, Ischia) machte seinen Abschluss am „Istituto Orientale” in Neapel und studierte anschließend Regie in Paris. Dort arbeitete er für das französische Fernsehen, drehte zahlreiche Dokumentionen und beteiligte sich an dem Kollektivfilm Premières Vues (1991). In Italien drehte er die Dokumentarfilme Prove di Stato (1998), A scuola (2003), Odessa (2006) und wirkte an dem Projekt L’Orchestra di Piazza Vittorio mit. L’Intervallo ist sein erster abendfüllender Spielfilm.