L’INDUSTRIALE

DER UNTERNEHMER

Der 40jährige Nicola ist Fabrikbesitzer in Turin. Die Wirtschaftskrise, die Italien in ihrem eisernen Griff hat, erfasst auch sein Unternehmen. In die Enge getrieben von Schulden und den Forderungen der Banken, steht Nicola am Rande der Pleite. Nur noch eine größere Bürgschaft seiner Frau Laura und deren Mutter könnte ihn retten.  Doch gerade jetzt muss er feststellen, dass Laura sich von ihm zu entfremden scheint und eigene Wege geht. Und während die von Entlassung  bedrohten Arbeiter schon lautstark protestieren, greift Nicola zu immer skrupelloseren Methoden, um seine Lage zu retten…

Giuliano Montaldo, der große Altmeister des politischen engagierten Kinos (Sacco und Vanzetti), zeigt auf beeindruckende Weise, wie die ökonomische Krise in alle Bereiche des menschlichen Lebens eindringt. Ein scharfsichtiger filmischer Beitrag zur aktuellen Lage.

Regie: Giuliano Montaldo
Drehbuch: Andrea Purgatori, Giuliano Montaldo
Kamera: Arnaldo Catinari
Schnitt: Consuelo Catucci
Ausstattung: Francesco Frigeri
Musik: Andrea Morricone
Produktion: Angelo Barbagallo für Bibi Films
Darsteller: Pierfrancesco Favino (Nicola), Carolina Crescentini (Laura), Eduard Gabia (Gabriel), Elena Di Cioccio (Marcella), Elisabetta Piccolomini (Beatrice)

Italien 2012
94 Minuten, OmU

In L’industriale wollte ich den schwierigen Moment darstellen, den wir heute erleben, und zwar aus der Perspektive eines Mannes, der die Fabrik seines Vaters übernommen hat. Den Hintergrund bildet die Wirtschaftskrise, deren Opfer und machtlose Beobachter wir sind, von der wir jeden Tag in riesigen Schlagzeilen in den Zeitungen lesen. Ich weiß nicht, wer eigentlich diesen gigantischen Scheiterhaufens entzündet hat, auf dem das Geld der arbeitenden Menschen verbrannt wird. Aber etwas hat mich besonders erschüttert, nämlich dass diese Situation oftmals gerade die schlechtesten Eigenschaften im Menschen zum Vorschein bringt. Auch darum geht es in meinem Film.
Giuliano Montaldo

Giuliano Montaldo, Jahrgang 1930, ist ein echter Kämpfer des Kinos. In L'industriale sehen wir den wie immer herausragenden Pierfrancesco Favino in der Rolle des Unternehmers, dessen Familienbetrieb mit der aktuellen Situation nicht mehr Schritt halten kann, so dass der Protagonist, ein eigentlich nüchterner Geschäftsmann mittleren Alters, sich in einen obsessiv Getriebenen verwandelt. Bemerkenswert sind die Sorgfalt und die Eleganz des Films, zu der die Kameraführung von Arnaldo Catinari einen entscheidenden Beitrag leistet.
Paolo D'Agostini, la Repubblica

Zu den zahlreichen Qualitäten von L'industriale gehört ein wacher Blick auf die aktuelle Krise, auf die bankrotten Fabriken und die Arbeitslosigkeit. Dabei richtet sich das Augenmerk auf die Figur auf der anderen Seite der Barrikade, auf den ‚Fabrikbesitzer‘, und legt die Verantwortung der Führungsetagen bloß, die zumindest die Schuld daran tragen, nicht bemerkt zu haben, dass sie auf einen Abgrund zusteuerten. Das ist der politische Anspruch des von Montaldo und Purgatori geschriebenen Drehbuchs. Gleichzeitig werden vor dem Hintergrund des von Arnaldo Catinaris Kamera entfärbten Turins weitere Dimensionen sichtbar, die Geschichte zielt auch auf die privaten und persönlichen Beziehungen.
Alessandra Levantesi, La Stampa

Giuliano Montaldo, 1930 in Genua geboren, arbeitet zunächst als Schauspieler, u.a. in Filmen von Carlo Lizzani und Valerio Zurlini. Dann wirkt er als Regieassistent an Werken von Gillo Pontecorvo und Elio Petri mit. Sein Regiedebüt erfolgt 1961 mit Tiro al piccione. Es folgen zahlreiche Produktionen für das Fernsehen, u.a. Circuito chiuso (1978) und Marco Polo (1982), sowie Kinofilme, Drehbücher und Dokumentarfilme. Giuliano Montaldo war weiterhin Präsident von Rai Cinema.

Spielfilme: Tiro al piccione (1961), Una bella grinta (1965), Ad ogni costo (1967), Gott mit uns (1969), Gli intoccabili (1969), Sacco e Vanzetti (1971), Giordano Bruno (1973), L’Agnese va a morire (1976), Il giocattolo (1979), Il giorno prima (1987), Gli occhiali d’oro (1987), Tempo di uccidere (1989), I demoni di San Pietroburgo (2008), L’industriale (2012).